Der Gründonnerstag fällt heuer etwas trocken aus: Kein Brot, kein Wein, kein Tischabendmahl in der Gastwirtschaft. Zurückgeworfen auf uns selbst betrachten wir, was die Einsetzung des Heiligen Abendmahls für uns bedeutet. Wir suchen uns unseren Lieblingsplatz in der Wohnung, zünden eine Kerze an, nehmen das dicke blaue Gesangbuch und die Bibel aus dem Schrank und beginnen:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Das Votum für den heutigen Gründonnerstag steht im 111. Psalm und lautet: „Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Herr.“
Wir singen oder sprechen Lied 228, 1-3 Er ist das Brot, er ist der Wein.
Wir beten Psalm 111, wenn möglich auch im Wechsel:
1 Halleluja! Ich danke dem HERRN von ganzem Herzen
im Rate der Frommen und in der Gemeinde.
2 Groß sind die Werke des HERRN;
wer sie erforscht, der hat Freude daran.
3 Was er tut, das ist herrlich und prächtig,
und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich.
4 Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder,
der gnädige und barmherzige HERR.
5 Er gibt Speise denen, die ihn fürchten;
er gedenkt auf ewig an seinen Bund.
6 Er lässt verkündigen seine gewaltigen Taten seinem Volk,
dass er ihnen gebe das Erbe der Völker.
7 Die Werke seiner Hände sind Wahrheit und Recht;
alle seine Ordnungen sind beständig.
8 Sie stehen fest für immer und ewig;
sie sind geschaffen wahrhaftig und recht.
9 Er sandte Erlösung seinem Volk / und gebot, dass sein Bund ewig bleiben soll.
Heilig und hehr ist sein Name.
10 Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang. / Wahrhaft klug sind alle, die danach tun.
Sein Lob bleibet ewiglich.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist
Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.
Dazu beten wir folgendes Gebet:
Groß sind deine Werke, o Herr
und wunderbar die Zeichen deines Erbarmens.
Alles rufst du ins Dasein und gibst ihm einen Ort.
Du gibst dein Brot denen, die hungern,
und schenkst dich selbst darin.
Deine Güte reicht für alle.
Lass uns alles, was wir haben,
dankbar aus deiner Hand annehmen
und deiner Güte trauen.
Durch Jesus Christus, unsern Herrn.
Amen.
Wir lesen das Evangelium für den Gründonnerstag bei Johannes im 13. Kapitel (Johannes 13,1-15 und 34+35)
Wir betrachten die Zeichnung eines Konfirmanden.
Wir sehen eine lange Tafel, die sich nach hinten verjüngt, links und rechts je sechs auf Stühlen. Die zwölf Jünger sind mit ihren Hälsen und Köpfen nur angedeutet. Der Tisch ist gedeckt. Jeder hat Teller, Gabel, Messer und ein Glas vor sich stehen. Ein Tischläufer ist längs über den Tisch gelegt. Vorne sieht man den Gastgeber mit schulterlangem Haar, T-Shirt und Hose. In der erhobenen linken Hand hält er ein zur Hälfte gefülltes Weinglas. Es ist, als wolle er einen Toast ausbringen. Ich erinnere mich an die Stelle im Lukasevangelium: „Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmt ihn und teilt ihn unter euch: denn ich sage euch: Ich werde von nun an nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt“ (Lukas 22,18).
Die rechte Hand hängt entspannt nach unten. In seiner ganzen Körperhaltung seiht Jesus sehr cool aus. Mit der linken Hand lobt er Gott und lässt uns hochleben, mit der rechten Hand sagt er: Lassen wir’s geschehen so wie es kommt.
Die ganze Szene ist von einer Linie umrahmt. Damit ist der Raum angedeutet. Es ist ein begrenzter Raum, der Schutz bietet und in dem Feierstimmung aufkommt. So mögen Sie jetzt auch Ihren Raum empfinden, in dem Sie sich befinden. „Erhebet eure Herzen – Wir erheben sie zum Herrn.“
Nichts zu essen oder zu trinken ist zu sehen außer dem Wein in dem Glas. Alles was den Durst stillt und alle Lebensfreude kommen von Jesus. Das wird uns jetzt mehr bewusst, weil wir uns zur Zeit nicht so vergnügen können wie sonst mit Ostermärkten, Besuchen und Ausgehen in Gastwirtschaften, wo man draußen sitzen kann mit dem Blick auf einen geschmückten Osterbrunnen.
Wir befinden uns in einer Warteposition. Leben in Fülle kommt aus dem Kelch in der Hand des Herrn. Wir folgen mit den Augen dem Tischläufer hinter und über Jesu rechter Hand. Am Ende ist nichts. Es ist eine offene Zukunft, ein offener Horizont ist im Bild. Jesus nennt, was da kommt, das „Reich Gottes“: „Ich werde von nun an nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt.“
Jesus hält den Horizont offen. Die Tage, die auf uns zukommen, sie sind gezeichnet im Namen Jesu, der vorne am Tisch steht und der das Glas für uns erhebt.
Wir sehen uns noch eine Zeichnung eines anderen Konfirmanden an:
Er hat allein den Kelch gezeichnet. Allerhand Symbole sind auf der Cuppa versammelt. Zentral in der Mitte sehen wir den Regenbogen. Er ist das Zeichen des Bundes, den Gott Noah hat wissen lassen. Der Regenbogen erschien, nachdem eine Katastrophe ausgestanden war. Gott hat Frieden mit den Menschen geschlossen, mit den Sündern, so wie sie sind: „Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolke; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.“ Mit dem Bogen in den Wolken sagt Gott, dass er ihn anschauen wolle und sich dann erinnern will „an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe“ (1. Mose 9,13.15).
Was in die Cuppa gegossen wird, gleicht einem Tornado. Es kommt vom Himmel. Inzwischen habe ich darauf geachtet, dass unser Abendmahlswein wohlschmeckend ist, dass er himmlisch schmeckt. Die Dynamik dieses himmlischen Eingießens endet rechts am Fuß des Kelches. Wir sehen in einem Kreis eingezeichnet ein Alpha. Das ist der Buchstabe am Anfang des Alphabets. Es besagt: Mit der Gabe Gottes will ich heute anfangen. Die Gabe ist Glauben, und er empfängt den Frieden: „Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus“ (Römer 5,1).
Die Cuppa auf dem Schaft steht auch für unseren Körper. Die Zeichen sind wie Tätowierungen. Alles wäre leer ohne den Tornado der Liebe Gottes in Christus.
Wir hoffen darauf, dass uns ein neuer Termin für die Konfirmation geschenkt wird. Im Konfirmationsgottesdienst sollen diese Zeichnungen auch gezeigt werden, als Zeichen des Dankes an Gott. Amen.
Wir singen Lied 225,1-3 Komm, sag es allen weiter.
Dann beten wir:
Von Osten und Westen,
von Norden und Süden
kommen wir zu dir zusammen.
An deinem Tisch bitten wir dich
für einen Menschen, dessen Teller leer ist
für einen Menschen, dessen Glas ungefüllt ist,
der einsam ist und trauert.
Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für Völker und Nationen,
welche deine heilende Nähe brauchen.
Noch immer schmerzen die Wunden des Völkermords in Ruanda vor 26 Jahren,
den die Weltgemeinschaft einfach so geschehen ließ.
Wir bitten Verfolgte und Heimatlose,
die keinen geschützten Raum haben so wie wir jetzt.
für einen Verzweifelten und Ratlosen,
der nur Enge fühlt und dem die Decke auf den Kopf fällt.
Herr, erbarme dich.
Bei dir ist ein Offener Horizont und Frieden.
So sei uns allen gnädig und gib uns deinen Frieden.
Amen.
Lasst uns Vater unser beten.
Wir singen Lied 170,1: Komm, Herr, segne uns
und sprechen den Segen: „Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.