Quasimodogeniti

„Seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein“, sagt der Apostel im ersten Petrusbrief (1. Petr 2,2). Lasst uns mit Michaela Wilfert Gottesdienst feiern! Zünden Sie sich eine Kerze an, holen Sie sich die Bibel aus dem Schrank und das Gesangbuch dazu haben sei Ihre Lust am Wort Gottes!

 

‚Ich glaube nur, was ich sehe!‘

Nur das, was ich mit meinem Verstand fassen, was ich begreifen kann, hat Bestand. Auferstehung? Die passt da nicht rein.

Auch viele Jünger konnten die Botschaft von Jesu Auferstehung zunächst nicht glauben. Der erste Sonntag nach Ostern erzählt davon, wie Jesus Zweiflern und Skeptikern entgegenkam. Später konnten auch sie glauben, was sie nicht sahen:

die unsichtbare Gemeinschaft mit Christus…

Gottesdienst bis zur Predigt

 

Zum Eingang

 

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

Räumlich getrennt, aber doch verbunden durch unseren Herrn und Heiland Jesus Christus feiern wir diesen Gottesdienst am ersten Sonntag nach Ostern.

 

 

Wir beten Psalm 116, 1-9.13

 

Ich liebe den Herrn,

denn er hört die Stimme meines Flehens.

Er neigte sein Ohr zu mir;

darum will ich mein Leben lang ihn anrufen.

 

Stricke des Todes hatten mich umfangen,

des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen;

ich kam in Jammer und Not.

Aber ich rief an den Namen des Herrn:

Ach, Herr, errette mich!

 

Der Herr ist gnädig und gerecht,

und unser Gott ist barmherzig.

Der Herr behütet die Unmündigen;

wenn ich schwach bin, so hilft er mir.

 

Sei nun wieder zufrieden, meine Seele;

denn der Herr tut dir Gutes.

Denn du hast meine Seele vom Tode errettet,

mein Auge von den Tränen,

meinen Fuß vom Gleiten.

 

Ich werde wandeln vor dem Herrn

im Lande der Lebendigen.

Ich will den Kelch des Heils nehmen

und des Herrn Namen anrufen.

Amen.

 

 

Wir hören die Lesung aus dem Johannesevangelium: Kapitel 20, Verse 19-20.24-29

19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. […]  24 Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. 25 Da sagten die anderen Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich’s nicht glauben. 26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! 27 Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

 

 

Wir singen das Lied EG 558, 1-4 Ich hör die Botschaft: Jesus lebt

Dieses Lied nimmt die österliche Botschaft in den Blick, artikuliert aber auch Zweifel, die uns angesichts Krankheit, Tod und Krieg beschleichen. Doch das Lied führt auch das Herz der Singenden zu Gott, zum Vertrauen – ganz nach dem Sinn unserer diesjährigen Jahreslosung: ‚Ich glaube, hilf meinem Unglauben!‘

 

https://www.youtube.com/watch?v=6FQsvlwUfA4

Hab leider nur diesen einzigen Song gefunden…

 

 

Predigttext aus dem Buch des Propheten Jesaja: Kapitel 40, Verse 26-31

26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. 27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber? 28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. 29 Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. 30 Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; 31 aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

 

Herr, öffne unsere Herzen und Sinne für dich und dein Wort. Amen.

Predigt

Predigt

 

Gnade sei mit Euch

und Friede von Gott unserem Vater

und dem Herrn Jesus Christus.

Amen.

 

Liebe Gemeinde,

Hand auf’s Herz: wem ist es nicht auch schon so ergangen? Dass ich mich angesichts mancher Tatsachen in dieser Welt gefragt habe ‚Sieht Gott eigentlich, was hier auf dieser Erde passiert?‘

 

Das Volk Israel jedenfalls befindet sich noch im babylonischen Exil, als ihnen diese Worte des Propheten zuteilwurden. Vor etwa vor 50 Jahren waren sie nach Babylon deportiert worden und lebten seither fern der Heimat. Wie sie dort lebten, kann ich nicht sagen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es sicher nicht einfach war. Fernab der Heimat, isoliert und in feindlichem Umfeld, sicher auch glaubenstechnisch schwierig, denn der Tempel in Jerusalem war zerstört. Zusammenkünfte von Gläubigen waren vermutlich nur innerhalb einer Hausgemeinschaft möglich und die Babylonier pflegten u.a. einen Astralkult, beteten also Himmelkörper als Götter an. Vermutlich sahen sich die Israeliten auch Hohn und Spott ausgesetzt: Wo ist denn Euer Gott? Hat er Euch vergessen?  Soviel soll als grobe Skizze zum Umfeld unseres Predigttextes genug sein.

 

Doch der Prophet hat einen Auftrag. Sein Auftrag ist es, das Volk Israel zu trösten und ihnen Erlösung anzukündigen. Sie sollen Mut und Zuversicht fassen und sich im Glauben bestärken lassen. Gott sieht, wie sein Volk verzagt ist. Er sieht, wie sie daran zu knabbern haben, dass sie ihr starker Gott offensichtlich vergessen haben muss angesichts der Situation, in der sie leben müssen. Saft- und kraftlos leben sie in Babylon. Wo ist ihr Glaube hin? Sie sind zermürbt und müde. Zu müde zum Glauben.

 

Doch dann spricht sie Gott an, Er weckt sie auf durch die Worte des Propheten. Freundlich sind diese Worte. Fast so, als würde eine Mutter mit ihren Kindern reden:

 

26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? […] 27 Warum sprichst du denn […]: Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber? 28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.

 

Es ist die Erfahrung der Gottesferne, die diese Worte aufnehmen. Wie viele Menschen gibt es, die eine solche Situation beklagen? Gott interessiert sich doch gar nicht für mich. Was ist das überhaupt für ein Gott, den man nicht wahrnehmen kann? Ist nicht nur das real, was meine Wünsche erfüllt und das auch noch möglichst in einem Zeitraum, der mir angemessen erscheint?

 

Unser Predigttext lehrt uns etwas Anderes. Er lehrt uns, die Augen offen zu halten. Und ich füge hinzu: nicht nur die Augen, sondern unsere ganzen Sinne sollen wir offenhalten, Wir sollen uns die Sinne nicht vernebeln lassen von dem, was offensichtlich und klar vor unseren Augen steht, denn oft gibt es dahinter eine tiefere und tragfähige Wahrheit. Deshalb ist es auch gut, alle Sinne ‚auf Empfang‘ zu stellen und uns nicht nur darauf zu verlassen, was ich mit meinen Augen sehen kann.

 

Angesichts der prekären Glaubenssituation der Israeliten, die ihren Gott nicht mehr erkennen konnten vor lauter babylonischer Himmelskörperanbetung verweist der Prophet die herausgeforderte Gemeinde auf Gott, der diese Himmelskörper doch alle geschaffen hat. Schärft Eure Sinne! Ihr braucht Euch nicht vor den babylonischen Göttern zu fürchten, denn ich, euer Gott, der alles geschaffen hat, habe die Macht über alles, was am Himmel steht. Schärft Eure Sinne und erkennt, dass ich Gott bin. Ihr seid keinen fremden Mächten ausgeliefert. Ihr seid in meiner Hand. Ich werde nicht müde, über euch zu wachen. Aber erkennt auch: mein Verstand ist unausforschlich!

 

Ja, liebe Gemeinde, wir können Gott nicht ergründen. Das meint ‚mein Verstand ist unausforschlich‘. Auch wenn die Wissenschaft forscht und ergründet und versucht zu beweisen – Gott werden wir nicht ergründen. Wir neigen dazu, in menschlicher Weise über Gott zu denken. Wir meinen, Gottes Gedanken ergründen und sein Handeln jederzeit erklären zu können. Doch der menschliche Verstand kommt an seine Grenzen, wenn wir Gott denken. Die brillantesten Köpfe müssen kapitulieren vor Gottes Weisheit. Der leistungsstärkste Großrechner, die intelligenteste künstliche Intelligenz wird in Rauch aufgehen, denn Gott ist unausforschlich. Hier, liebe Gemeinde, ist Demut angesagt.

 

Aber – und das ist aus meiner Sicht das Bemerkenswerte – Gott lässt sich auf uns Menschen ein, die wir ihn doch nicht greifen, nicht begreifen können. Gott fängt mit uns da an, wo unsere Möglichkeiten aufhören. Da, wo wir nur noch Fragen und keine Antworten mehr haben. Das ist vor allem dann, wenn ich mich am Ende und allein gelassen fühle. Auch von Gott. Gott begegnet uns, fängt mit uns an, wenn wir auf ihn warten, wenn wir eine tiefe, brennende Sehnsucht nach ihm haben. Wenn wir unsere Waffen niedergestreckt haben. Und welche Waffen das sind, mag jeder selbst beantworten – mal ist es die Waffe meiner körperlichen oder geistigen Kraft, mal ist es mein Verstand, mit dem ich an seine Grenzen komme, mal ist es meine Gesundheit usw.

 

Doch wie sieht nun das Programm Gottes aus, um die Israeliten damals und auch uns heute aus der Lethargie und Müdigkeit zu holen? Hören wir nochmal auf die Worte unseres Predigttextes:

29 Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. 30 Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; 31 aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

 

Diese Worte, liebe Gemeinde, entlasten ungemein. Denn sie fordern nicht: hol alles aus dir heraus. Sie sind vielmehr eine Verheißung, dass ich, auch wenn ich unvermögend und müde bin, im Vertrauen auf Gott die nötige Kraft und Stärke bekomme, die ich brauche. Diese Worte verweisen uns auf Gott, auf seine Kraft, die in uns mächtig sein will. Gott will uns seine göttliche Kraft geben. Nicht, um Unmenschliches zu schaffen, sondern um Göttliches zu bewirken. Es ist Gottes Schöpferkraft, die aus dem Nichts Neues schafft. So wie damals, als Gott aus dem Nichts mit seinem Wort das Sein erschuf. So wie an Ostern, als Gott seinen Sohn Jesus Christus aus dem Tod ins Leben rief. Gott ist im Schaffen und im Erlösen einer. Der Eine. Und so ist auch die Erlösung durch den Glauben an Jesus Christus eine Neuschöpfung. Und wie schön ist es, dass dieser Sonntag diese Neuschöpfung, dieses ‚neu-geboren-werden‘ im Namen trägt.

 

‚Gott gibt nicht nur Kraft zum Tragen, sondern mehr: Kraft zum Fliegen‘ (Ellinger) Das ist es, was in diesen Versen zum Ausdruck kommt. Beim Bild des majestätischen Adlerflugs, den wir in Vers 31 vor Augen haben, geht es nicht darum, dass wir entrückt von der Welt über allen Dingen schweben. Vielmehr verdeutlicht dieses Bild den Aspekt der Freiheit und des Ungehindertseins. Gottes Kraft macht uns frei und sie verhilft dazu, auf dem Boden zu bleiben und unerschrocken unseren Glauben zu leben.

Denn die, die da auf Gott, den Herren harren, sind die, die sich das Wort Gottes sagen lassen und sich zusagen lassen, dass Gott sie erlöst hat.

 

Lasst uns also aufsehen und Gottes Spuren in unserem Leben entdecken. Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens (Hebräer 12, 2a). Denn: die Auferstehung ist nicht nur Ausweg aus dem Tod, sondern der Neubeginn Gottes mit uns!

 

Und der Friede Gottes,

der höher ist, als alle menschliche Vernunft

bewahre unsere Herzen und Sinne

in Christus Jesus.

Amen.

 

Anregung: Glaube lebt von Zeugen. Wenn Sie Zeit und Lust haben, schreiben Sie mir doch (michaela17wilfert@gmail.com), wie Sie Gott ganz konkret erfahren haben und wie er in Ihrem Leben angefangen hat zu handeln, wo Ihre Möglichkeiten aufhörten…

 

Wir singen EG 358, 1-3+6 Es kennt der Herr die Seinen

 

https://www.youtube.com/watch?v=tz-jqYPX31U

https://www.youtube.com/watch?v=QXM_9uSHsX0

https://www.youtube.com/watch?v=SvR7pHyPCZA

sind irgendwie alle nicht so toll…

 

Wir beten

 

Ewiger Gott, lieber himmlischer Vater,

durch Jesus Christus hast du uns

zum Heil und zur Freude berufen.

Wir danken dir dafür und bitten dich:

 

Schenke deiner Kirche immer wieder neu deine lebendige Gegenwart.

Schenke der Welt deinen Frieden, den sie sich selbst nicht geben kann.

Schenke allen Getauften den Glauben der zu neuem Leben befreit.

 

Schenke den Kranken Heilung und Heil.

Schenke allen, die sich für andere einsetzen, die Kraft deiner Liebe.

Schenke unseren Verstorbenen das ewige Leben.

 

Lieber himmlischer Vater,

du bist der Schöpfer der Welt.

Du hast an Ostern das Böse und den Tod besiegt

und das Leben neu geschaffen.

Begegne uns in deinem Sohn Jesus Christus,

überwinde unsere Zweifel und hilf uns zu glauben.

Amen.

 

Vaterunser

 

Sendung und Segen

 

Jesus Christus spricht:

Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

 

Geht in diesen Sonntag und in die neue Woche unter dem Segen unseres Herrn:

 

Der Herr segne Euch und behüte Euch.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Euch

und sei euch gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf Euch

und gebe Euch Frieden.

Amen.