Ein dünner Faden – Reformationstheater in der Kreuzkirche am Sonntag, 30.10.22

       

 

             

 

In der Anordnung des Rates der Stadt Wittenberg wird verlesen, dass alle Pestkranken zu isolieren sind. Es wird befohlen, dass alle Angehörigen der Universität nach Jena ausweichen müssen. Luther jedoch fügt sich dieser Anordnung nicht und hält weiter Vorlesungen. Auch Luther hatte Angst und schrieb: „Nicht, dass ich den Tod nicht fürchte. Aber ich hoffe, der Herr wird mich aus meiner Furcht herausreißen.“

Georg Spalatin erhält einen Brief von Luther, den er seiner Frau vorliest: „Die Pest hat hier zwar angefangen, aber sie ist recht gnädig. Die Furcht und die Flucht der Leute davor sind jedoch außerordentlich, so dass ich eine solche Ungeheuerlichkeit des Satans vorher noch nicht gesehen habe. So sehr verbreitet er Schrecken, ja er freut sich, die Herzen so verzagt machen zu können, nämlich damit er diese einzigartige Akademie zerstreue und verderbe, welche er nicht ohne Ursache vor allen anderen hasst. Jedoch sind während der ganzen Zeit der Pest bis auf diesen Tag nicht mehr als 18 Leichen gewesen.“ Georg meint zu seiner Frau Katharina: „Gut, dass Luther dageblieben ist. Unsere Akademie hängt an einem dünnen Faden. Das Evangelium muss gelehrt werden, auch wenn der Teufel es verhindern will. Denn es ist eine gute Arznei gegen die Furcht.“

Obwohl Luthers Frau Katharina ihm eine Tochter schenkt, ist Luther verzagt und schreibt an Justus Jonas: „Ich bin am Leibe gesund, am Geiste, so viel Christus mir beisteht, der mit einem dünnen Faden an mir hängt und ich an ihm. Der Satan aber hängt an mir mit gewaltigen Seilen, und sogar mit Schiffstauen, und zieht mich in die Tiefe, aber der schwache Christus hat durch eure Gebete noch die Oberhand oder kämpft wenigstens tapfer. Daher fahret fort und macht durch eure Gebete den schwachen Christen stark, dass er durch seine Ohnmacht die Macht, vielmehr den Trotz des Satans zerbreche.“

Unser Theaterstück unter der Regie von Raffael Westerhoff soll Mut machen, der grassierenden Furcht etwas entgegenzusetzen. Es zeigt, wie sich der Glaube in der Krise bewährt. Unsere Aufgabe jedoch ist es, so Pfarrer Dr. Westerhoff, etwas aus dem Theaterstück für uns in die heutige Zeit mitzunehmen.

Wir danken allen Mitwirkenden der Anspielgruppe, dem Projektchor „schöne Stimmen“, der Organistin Sejin Kim, dem Theater Hof, welches uns die Kostüme kostenfrei zur Verfügung gestellt hat, Marianne Walter-Zwack für die Bewirtung und natürlich last but not least allen Gästen für ihr Kommen.